Projekt Marienfelde 1901-1903 - das erste Stationsgebäude der Militärbahn von 1888

Guten Abend,

zu den wenigen verbliebenen Resten der Militärbahn gehört das erste Stationsgebäude
in Marienfelde von 1888. Zu diesem Zeitpunkt gab es hier auf der Militärbahn nur einen
innerbetrieblichen Haltepunkt, der öffentliche Verkehr wurde erst 1892 zugelassen.




Der gelbe Ziegelbau im Jahr 2021. Er wurde für die benachbarte Brückenbaustelle an der
Großbeerenstraße nicht abgerissen, sondern sogar mit Platten geschützt.






Ausschnitte aus der Bauzeichnung mit dem Etagenschnitt und dem Grundriss des
Erdgeschosses. Das Gebäude bekam sogar einen Keller.

Nachdem die Maße des Originals bekannt waren, konnte das Gebäude mit 9 mm Birkensperrholz
nachgebaut werden.

Grundsätzlich war zu entscheiden, in welchem Maßstab gebaut werden sollte. Spur 0
wird zwar mit 1:45 gleichgesetzt, aber die Größe der Fahrzeuge schwankt sehr stark
zwischen den Marken und noch mehr zwischen den unterschiedlichen Produktlinien.
Die meisten Nürnberger Marken haben auch eher kleiner gebaut, von Ausnahmen
abgesehen.

Bald wurde aber auch deutlich, welche Ausmaße die Gebäudemodelle im Maßstab 1:45
haben würden. Deshalb wurde für den Gebäudenachbau der Maßstab 1:60 gewählt.




Stellprobe des Gebäudes auf einer 15 mm Platte mit einer Distler-Lok und 45 mm Zinnfiguren



Trotz des verkleinerten Maßstabs wird es eng mit dem Platz. Dieses Stationsgebäude
muss in einem Gleisbogen angeordnet werden. Deshalb musste die Bahnsteigplatte
angepasst werden.



Passend zum Zeuke 12er Kreis mit einem Radius von 600 mm wurde die Bahnsteigplatte
mit einem Radius von 560 mm abgerundet.

Nun konnte Richtfest gefeiert werden und das Dach ist auch schon angepasst.




Sehr hilfreich beim Bearbeiten der Giebelseiten und der am First zusammenstoßenden
Dachhälften war ein großer Tellerschleifer mit einem Durchmesser von 300 mm.

Nachdem der Holzbau abgeschlossen ist, geht es an die Außenwandgestaltung des
Gebäudes. Dieses Stationsgebäude wurde mit einfachen gelben Ziegeln gebaut, keine Klinker.

Godwin hatte das Gebäude parallel mit dem Programm SketchUp als virtuelles
3-D-Modell konstruiert und einen simulierten Drohnenflug um das Gebäude herum
aufgezeichnet.

https://youtu.be/1arGs5EoTvE


Von Godwin stammt auch dieser Entwurf der Außenwand, der für die Flächen sogar
Bilder echten Ziegelmauerwerks verwendet.




Das sieht schon sehr gut aus. Zur endgültigen Entscheidung möchte ich aber auch noch
einen gröberen Außenwand-Entwurf erstellen, der stärker die Tinplate-Litho-Tradition
berücksichtigt.

Das Ziegeldach auf diesem Entwurf passt noch nicht. Wie wir inzwischen aus den
Bauakten erfahren haben, war das Gebäude ursprünglich mit Schiefer gedeckt. Das
ist für den Berliner Raum um 1890 eigentlich eher ungewöhnlich, da es hier keine
Schieferbrüche gibt und man früher bei Zweckbauten sehr auf den Transportaufwand
für Baustoffe achtete. Schiefer wurde traditionell eher in den Mittelgebirgen verwendet.

Nun ist dieses Gebäude erstmal fertiggestellt. Eine Vergröberung
der Außenwandgestaltung im Tinplate-Stil musste aus Zeitgründen
entfallen.

Der farbige Ausdruck wurde mit matter Folie laminiert, gänzende Folie
hätte unschöne Reflexe erzeugt. Mit kurzen Drahtstiften (Kammzwecken)
wurden die ausgeschnittenen Laminate auf dem Rohbau befestigt.

Das Dach wurde mit RAL 7015 Schiefergrau mit dem Pinsel gestrichen,
um eine rauhe Struktur zu bekommen.




Die Schornsteine wurden exakt im Maßstab 1:60 auf das Dach gesetzt.
Hier gibt es zwei dreizügige Schornsteine. Daraus folgen bei Standard-
ziegeln die Außenmaße. Ob ich die Schornsteine noch farbig absetzen sollte ?

Zur Verarbeitung der laminierten Wandausdrucke möchte ich noch
folgende Erfahrungen nachtragen.

Bei den Rohbauten wird es immer kleinere Maßabweichungen geben,
deshalb werden die Laminate für die Längswände etwas größer
angefertig, damit an der linken und rechten Kante je ca. 10 mm
überstehen. Sobald diese Längswände passend zugeschnitten und
mit den Nägeln auf dem Rohbau fixiert sind, müssen die überstehenden
Enden umgeschlagen werden. Die Laminatfolie ist aber relativ stabil.

Deshalb wird eine kleine Sperrholzplatte auf die Längswand gelegt,
exakt bis zur Eckkante geschoben und mit einer kleinen Schraubzwinge
fixiert. Nun nimmt man ein altes Bügeleisen, stellt es auf Stufe 2 oder 3
ein (das sollen angeblich 150 bis 200 Grad warm sein, bitte selber an
Reststücken ausprobieren) und bügelt die Laminatfolie um die Eckkante.
Dann wird die umgeschlagene, aber noch warme Folie mit einer zweiten
Holzplatte auf die Stirnseite gedrückt und ebenfalls mit einer
Schraubzwinge gepresst.

Mit dieser Methode erhalt man bei leichter Überlappung eine saubere
Eckkante.