[Rissmann,William] Spur 0 Wagen mit auffälliger Kupplung

Das Rätsel wurde mittlerweile gelöst, es ist ein Wagen von William Rissmann.

Hallo,
ein Neuzugang in der Sammlung, welchen ich nicht zuordnen kann. Dieser Wagen ist merkwürdig, vieles daran ist völlig exotisch. Es fängt schon mit dem Fahrwerk an, ich kenne kein vergleichbares.









Da das Fahrwerk und das Dach stark rostig waren und eine Neulackierung brauchten, wurde er komplett zerlegt. Dadurch konnten einige Stellen fotografiert werden.

Er hat die offenen Türausschnitte wie diverse Bub Wagen, aber es sind Türen dahinter gesetzt worden. Das ungewöhnliche daran ist, die Türen sind Teile der Kopfwände.





Die Türen sind auch noch am Wagenboden verlascht.



Die mittlere Versteifung des Daches ist, wie oft bei Nürnberger Modellen, aus Abfallblech mit einer Bedruckung. Allerdings auch hier wieder etwas ungewöhnliches, das Blech wurde noch für den Wagen passend geprägt.



Bei der Kupplung dachte ich zuerst an die Bub Standardkupplung, aber die ist zwar ähnlich aber trotzdem völlig anders. Hier im direkten Vergleich, die dunkle ist die von Bub.







Was habe ich hier gekauft?

mit bestem Gruß
Arne

Hallo Arne

Als ich deine Bilder mit dieser Kupplung sah, musste ich gleich mal nachsehen. Ich hab da auch 4 Wagen mit dieser Kupplung, alle 4 sind nicht gemarkt.
Ich dachte das das alles Buben sind???













Gruß und schönes Pfingstfest an alle.
Guido

Hallo,

einen entscheidenden Unterschied haben die Wagen von Arne und Guido: Vier Fenster und fünf.

Zum Waggon von Arne kann ich nichts sagen. Ist mir vollkommen unbekannt. Bei den Wagen von Guido: Ich habe verglichen: Die Federungen und auch alles sonstige sieht nach Kraus-Fandor aus, ist es aber nicht, wie man beim Vergleich an vielen Einzelheiten sehen kann. Ich tippe mal nach den USA und hier IVES.

Schönen Gruß
Udo

...bei den Wagen von Guido sind es Bub Wagen, ich habe einen kompletten Zug,
da sind die gleichen Wagen dabei, die Lok ist ebenfalls KBN mit der Bezeichnung 0-35
vielleicht für den Amerikanischen Markt, wegen dem Kuhfänger...





die Kupplungen sind alle gleich, bei den Wagen einseitig Kupplung mit Hebel / Feststeller / Entkuppler...

mit GRüssen Georg

Hallo Guido,
klar sind das alles Buben, die haben alle die Bub Standardkupplung, welche zwischen 1914 und 1935 viel verwendet wurde. Es ging bei meinem Wagen auch um die silberne Kupplung, welche sich stark von der Bub Kupplung unterscheidet.

mit bestem Gruß
Arne

Möchte den Thread weiter nutzen und einen weiteren unbekannten(zumindest mir) Wagen zeigen. Ein einfacher Rungenwagen für Holztransport ohne Marke, von der Kupplung her, würde ich Carette sagen??







Gruß Guido

Hallo,

von der Kupplung her könnte das BUB oder BING sein. Carette hatte zwar "hundert" verschieden ausgeführte Kupplungen, aber meines Wissens nicht solche Haken.

Schönen Gruß
Udo

Hallo Guido,
dein Wagen wurde in diversen Varianten verkauft, von Bub Rungenwagen 741/0 (dieser hat allerdings laut Schiffmann Puffer), baugleicher Wagen unter Nummer 130/18 von Carette, und noch mal von Bub ohne Puffer mit Bretterstapel unter Nummer 970. Dein Wagen ist eine frühere Ausführung, die späteren hatten keine durchbrochenen Achslager.

Die Kupplung ist an dieser einfachen Wagenserie sehr häufig.

mit bestem Gruß
Arne

Danke Arne, also Bub
Gruß Guido

Hallo,
das Rätsel der Bub-ähnlichen Kupplung ist mittlerweile gelöst. Dabei handelt es sich um eine Kupplung Typ VI von American Flyer und wurde 1922-25 gebaut.
Allerdings hilft mir das bei dem Wagen nicht weiter, da dieser nicht von AF ist.

mit bestem Gruß
Arne

Mahlzeit Freunde

Nun hab ich noch so einen bzw.2 der Wagen bekommen aus meinem Beitrag #6. Nun aber mit der typischen Bub Kupplung aus ????
Was mir aber auch aufgefallen ist, ist das der beladene Wagen etwas länger ist. Haben die damals 2 verschiedene gebaut?? oder ist das Bj. bedingt??
Hier die Bilder







Gruß Guido

Hi Claudi
Du hast recht, im 35er Katalog sind beide 1x 970 Bretterwagen mit 12cm (ist 11,5) und 1x 1049/0 Holzwagen mit 16,5cm (ist 14)
Danke und schönen Gruß aus dem schönen Sachsen Guido

Hallo Arne,

ich hatte einmal einen Wagen mit Pullman-Beschriftung und ähnlichen Trittbrettern wie der von Dir gezeigte Pullman-Wagen. Die Trittbretter sind einfach nur aus einem gefalteteten Stück Blech. Ich kenne im Prinzip nur einen Hersteller, die diese einfachen Trittbretter verwendet hat: Heinrich Fischer.

Als ich meinen Wagen in einem Konvolut aus GB erhielt, habe ich mit ihm erst einmal überhaupt nichts anfangen können und ihn auch nicht zuordnen können, weil er ungemarkt war. Ich dachte, es wäre evtl. Issmayer. Daher hatte ich den Wagen Jens geschenkt. Mittlerweile habe ich ihn aber Heinrich Fischer zuordnen können. Ich denke, Jens hat nichts dagegen, wenn ich hier zwei Bilder von ihm poste, weil ich selber keine anderen habe:


Seitenansicht


Frontalansicht

Die Treppen sind nicht identisch zu Deinem Wagen, aber von der Machart ähnlich, insofern ist das ein erstes Indiz. Heinrich Fischer hat einen Großteil seiner Produktion nach GB und US exportiert, so dass die Beschriftung auf Deinem Wagen dazu passen würde. Die silbernen Räder sind übrigens ebenfalls typisch für US Exporte und kommen auch bei Bing und Bub Exporten nach Amerika vor. Dein Wagen ist also ziemlich sicher ein Exportwagen für die USA. Das wäre das nächste Indiz für Heinrich Fischer. Mich würde interessieren, ob Du ihn auch aus dem Ausland hast. Auf die American Flyer Kupplung würde ich nichts geben, die ist bestimmt nachträglich drangekommen. Das dritte Indiz sind die 4 Fenster an meinem Wagen - Deiner hat auch 4 Fenster.

Insgesamt sind das 3 Indizien, aber es ist natürlich keine sichere Zuordnung. Eventuell kann man durch den Vergleich der Bauweise von Deinem Wagen mit dem Pullman Wagen bzw. anderen Fabrikaten von Heinrich Fischer weitere Ähnlichkeiten feststellen.

Stefan, eine Klarstellung:

die Firmen Georg Fischer (Markung: GF) und Heinrich Fischer (Markung: ein Fisch) haben nichts miteinander zu tun (außer dem Nachnamen und dem Sitz in Nürnberg).

Georg Fischer stellte ein großes Sortiment an Pennytoys her, vor allem Autos.
Heinrich Fischer stellte Eisenbahnen her.

Dieter

Hallo,

im Beitrag von Stefan taucht wieder etwas auf, was im FAM seinerzeit zu einer großen Diskussion geführt hat: Silbernfarbene Räder für den Export. Das gab es ganz stark bei BING (aber nicht immer), aber auch von anderen Firmen mit der Überlegung, dass diese Räder nicht deutschen Ursprungs sind, sondern die Waggons vor allem in den 20-er Jahren als Halbfertigfabrikate in die USA und Kanada geliefert worden sind, um dort mit Rädern und Kupplungen der eigenen Produktion komplettiert zu werden.

Hintergrund war, dass solche Halbfertigfabrikate zu einem geringeren Zoll eingeführt werden konnten. Zu diesem Zweck hat die Firma BING in den USA bzw. Kanada eine eigene Firma gegründet: BING's Railroad System. Diese Firma taucht oft bei den Personenwaggons oben an den Seitenteilen der Karosserie auf. Und auch die Firma Kraus-Fandor hat so etwas bei Lieferungen an DORFAN gemacht, und auch umgedreht hat DORFAN beispielweise die großen D-Zug-Wagen in Spur 1 teilfertig an Kraus-Fandor geliefert, die dann hier in Deutschland komplettiert wurden (Räder, Drehgestelle, Kupplungen, Puffer, Beschriftungen).

Eine von mir bei der amerikanischen Botschaft, Wirtschaftsabteilung, gestellte Anfrage zu diesen Hintergründen wurde beantwortet, dass man zur Recherche noch einige Zeit brauche. Danach habe ich nie wieder etwas in dieser Sache gehört.

Denkbar wäre also, dass es sich bei dieser Kupplung um eine amerikanische Kupplung handeln könnte. Ja, es könnte im Hinblick auf das ungewöhnliche Fahrgestell sogar sein, dass auch dieses amerikanischen Ursprungs ist.

# Dieter: Danke für die Aufklärung zu Fischer. Wusste ich nicht, hatte mich allerdings früher gewundert über die unglaubliche Menge an Autos, die Fischer hergestellt hatte. Das also war dann der Georg Fischer. Jeden Tag lernt man etwas hinzu.

Schönen Gruß
Udo

Hallo Stefan,
im direkten Vergleich möchte ich auch Heinrich Fischer ausschließen, die Verarbeitung ist völlig anders. Die Trittstufen auf welche du hingewiesen hast sind bei den Wagen völlig anders. Fischer wie auch Issmayer haben Trittstufen, welche an der Aussenkante gerade geschnitten sind, beim NYC Wagen sind sie aussen gerundet. Was an dem NYC Wagen auch ungewöhnlich ist, er hat an der langen Seite des Aufbaus 4 Laschen. Bei Wagen dieser Größe sind da eigentlich immer nur 3 Laschen.

Hier die Trittstufen des NYC Wagens im Vergleich mit dem Pullman Wagen von Heinrich Fischer.



Hallo Udo,
die Kupplung ist aus den USA, das hatte ich in Posting 10 schon geschrieben. Es handelt sich um eine Typ VI Kupplung von American Flyer. Diese wurde für eine 6-Achsige Lok (3020) und die dazugehörenden Wagen entwickelt und nur dort verwendet. Hier ein Bild der Wagenserie 3000 mit diesen Kupplungen.



mit bestem Gruß
Arne

Hallo Dieter,

Du hast natürlich vollkommen recht. Ich meinte Heinrich Fischer und habe aus Versehen Georg Fischer geschrieben, sorry. Der von mir gezeigte Wagen mit Pullmann Beschriftung ist von Heinrich Fischer. Habe den Verwechsler in meinem Beitrag entsprechend korrigiert.

Einen schönen Ostersonntagabend noch!

Im Universalspielwarenkatalog von 1924 ist mir noch ein Zug aufgefallen, der sehr ähnliche Wagen hat. In der Abbildung auf Seite 255 oben: Linierung sehr ähnlich, 4 Dachlüfter, 4 unterteilte Fenster, ähnliche Treppen. Das Fahrgestell ist anders und es fehlen die runden Bullaugen, aber evtl. gab es von diesem Wagen eine amerikanische Version mit anderem Fahrgestell. Vielleicht hilft das bei der Zuordnung des unbekannten Wagens.


Seite 255 im Universalspielwarenkatalog von 1924

PS: Laut Bowes Bub Buch S. 84-85 ist obiger Zug von Issmayer, da derselbe Zug auch im Issmayer Katalog von 1924 abgebildet ist.

Bei der Zuordnung dieses Wagens ist bisher noch nichts rumgekommen. Nachdem aber in einem anderen Thread William Rissmann als weiterer Nürnberger Hersteller aufgetaucht ist, frage ich mich, ob Rissmann hier auch passen könnte.

Gut, wenn Rissmann in Frage käme, hier einen Hinweis auf eine Kupplung von Rissmann 1912: DRGM 533 411 "Kupplung für Spielzeug-Eisenbahnen".

Da Rissman die Produktion um 1913 eingestellt hat, ist es denkbar, dass diese Kupplung vllt von American Flyer 1922 bis 1925, siehe dazu Beitrag #10 von Arne, nachgebaut wurde. Ja, es ist durchaus denkbar, dass American Flyer iwie so einen alten Waggon mit dieser Kupplung in die Hände bekam und gar nicht wusste, wer der Hersteller war, und auf Nachfragen niemand diese Kupplung kannte (Bauzeit wohl nur 1912-1913). Da sie interessant funktionierte, hat man sie nachgebaut.

Und BUB ähnlich.

Schönen Gruß
Udo

Hallo Udo,
deine Idee fand ich sehr interessant, deshalb hatte ich heute mal einen Experten kontaktiert, einen amerikanischen Spezialisten für American Flyer. Die Kupplung an meinem Wagen ist keine Type VI, sie ist zwar extrem ähnlich, aber unterscheidet sich in ein paar minimalen Details. Es scheint sich tatsächlich um eine Orginalkupplung des Wagens zu handeln.

Da diese Kupplung bisher noch bei keinem anderen Modell aufgetaucht ist könnte es sich tatsächlich um so einen Exoten wie Rissmann handeln.

Die sehr ähnliche Kupplung von Bub kam erst in den 20ern, vielleicht wurde das Design schon übernommen.

mit bestem Gruß
Arne

Die automatische Steckkupplung von Bub gibt es schon ab 1913 (Emilio Resti). Ich halte es für wahrscheinlich, dass diese Kupplung entweder von Bub oder Rissmann von AF oder umgedreht kopiert wurde. Die Änlichkeiten sind zu groß für einen Zufall. Evtl. hat Bub auch einfach Rissmann zugeliefert und die leichten Abweichungen der Kupplung wären dann die erste Serie bis zum 1.WK und nach dem 1.WK wurde die Kupplung dann leicht verändert neu aufgelegt. Und AF ist derjenige, der abgekupfert hat, als Rissmann in die USA zurückging.

Das ist bitte deutlich als These zu kennzeichnen.
Bis jetzt fand ich keine Hinweise, dass William Rissmann aus den USA kam und wieder zurück ging. Oder gibt es dazu Unterlagen?

Wenn William Rissmann 1912 ein DRGM auf eine Kupplung bekam, kann sie nicht von BUB sein, sofern sie die gleiche Erfindungshöhe hatte, was wohl der Fall gewesen ist. Bisher wissen wir jedoch noch nicht, wie die Rissmann-Kupplung aussah.

Es ist so: Auch wenn das Deutsche Patentamt die Unterlagen für den Schutz nach DRGM von vor etwa 1930 entsorgt haben soll, so gibt es diese Unterlagen weiterhin in Buchform als gesammelte Werke. Hunderte von Patentanwälten und Patentrechercheure haben oder hatten diese als Bücher gebundenen Druckschriften, und ab und zu werden solche gesammelten Werke veräußert. Bisher hatte ich noch nie das Glück, so etwas kaufen zu können. Cieslik wahrscheinlich schon, denn er verfügt zumindest über alphabetisch nach Firmennamen sortierte Auflistungen.

Ich kenne jemanden im Deutschen Patentamt, die mir in dieser Richtung bereits früher in einer Kraus-Fandor-Sache ausgeholfen hat, und die Dame werde ich jetzt einmal interviewen, was Sache ist und wie man weiterkommt.

Schönen Gruß
Udo