[Eigenbau] Industrielandschaft in Spur 0 -> Dampfschmiede

Vorab: Nachdem der Beitrag [Eigenbau] Industrielandschaft in Spur 0 sehr umfangreich wurde und Gefahr lief, unübersichtlich zu werden, wurde er in Einzelbeiträge aufgegliedert.

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Hallo,

auch in tiefer Nacht treibt mich die Frage um, wie haben sie das früher gemacht? Weit vor 19hundert waren allesamt Maschinen erfunden, die die Metallbearbeitung aus machen. Als bekannt voraussetzen darf man große Fabrikhallen, in denen fleißige Arbeiter am Stückwerk arbeiten. Pressen, stanzen und feinarbeiten. Dann wurde lackiert.

Doch all das schöne Spielzeug will erst erfunden werden. Die Formen, Werkzeuge und alle Arbeiten sind sehr teuer. Hier rückt das Musterzimmer in meinen Fokus. Es sind Fotos bekannt, die recht einfache Werkräume, gefüllt mit Blechspielzeug zeigen.

Es muss also möglich sein, alle Arbeiten, die von starken Industriepressen ausgeführt werden, als Muster vorab zu erzeugen.

Das erste Industriegebäude nimmt langsam Form an. Die Langseiten sind geprägt.



Jetzt kann gebogen werden.

Herzliche Grüße
Heinz

Lieber Heinz und alle anderen,

animiert durch diesen tollen Beitrag hier habe ich mich mal an einer Türe versucht:



und hier das "Werkeug"



ebenfalls gegen eine Gummimatte gedrückt, mangels Werkstattpresse mit Schraubzwingen,
für kleinere Teile geht das, wenns größere sein sollen, wohl eher schwierig ohne Presse..

Grüße Michael

Versuche mal PVC (keinen Schaum) als Matritze. Ich habe ein Stück Kabelkanal genommen. Zuerst nur die Form einpressen, man kann das Zeug auch warm machen.

Hallo Michael,

vielen Dank für das Lob :O)

Deine Tür sieht jedenfalls gut aus. Flexible Matrizen wurden bereits im Mittelalter zur Münzprägung verwendet. Die Ergebnisse sind nicht so exakt wie durch "starre" Matrizen herbeigeführt. Ich habe in der Werkstatt verschiedene Gummimatten in unterschiedlicher Ausführung. Kleine Teile können recht präzise hergestellt werden, wenn Holzpressstoff benutzt wird.

Heute ging es mit dem Mauerwerk weiter,



und einige Feinarbeiten waren noch zu vollenden,



bevor es zum Biegen ging. Ich muss zugeben, dass ich es versäumt habe, die Segmentbiegemaschine entsprechend zu verstellen und so musste ich etwas nacharbeiten.

Die Türöffnungen werden nach dem Biegen geschnitten, um genug Substanz zum Biegen zu erhalten.



Die Wände sind fertig.





Gemauert ist! Nun sollte ich mich ums Dach und Fundament kümmern. Es kommt immer auf die richtige Reihenfolge an

Herzliche Grüße
Heinz

Du machst ja große Fortschritte!

Das Legen der Steine in die Gebäudeecke ist geschickt, so entsteht scheinbar Vielfalt trotz gleicher Prägeform.

Ich überlege ob und welchen Rat ich geben kann wie sich die Naht in der Mitte der Stirnseiten vermeiden ließe. Denn das wurde ja weniger gemacht. Damit werden die Stirnseiten nicht sauber, sondern bleiben immer wellig. OK, das kann dein "Stil" sein und vielleicht kaschierst diu das mit irgendwelchen anderen Elementen.

Besser wäre es, wenn die Naht in die Ecke gelegt wird.

Dann brauchst du beim Prägen aber zwei neue Stempel für die "halben Ecken" oder du schneidest einfach durch die geprägten Steine. Das Verlöten dann in der Ecke stumpf, ohne Überlappung. Das wurde ja auch so gemacht.

Willst Du die Dächer festlöten? Falls nicht solltest du überlegen ob die 90-Grad-Kante oben gut ist oder ob 180 Grad besser wäre. Damit hast Du auch eine Verstärkung der Kante, die dann aber sauberer ausfällt.

Heinz,
Das sieht ja super aus!

um Ypsilons idee weiter zu spinnen....

Du könntest die Steine an den Stirnseiten auschneiden und dann von innen ein glattes Blech als Stirnseite einlösten, dann wäre keine Naht sichtbar.

Aber ich glaube Dir gehts um den Herstellungsprozess der ganzen Seite an einem Stück? Stiimmst?

Ich finde es jedenfalls Klasse was Du hier zeigst!!!

Grüße Michel

Hallo,

vielen Dank für Eure Aufmunterung. So macht blechbatschen noch mehr Spaß

Morgen soll das Stehfalzdach gedeckt werden. Daher musste schnell das Fundament her. Fabriken müssen geschützt werden und sind daher besonders gestaltet, oft von Mauern umfasst. Das Gelände muss begradigt werden. Das möchte ich abbilden. Es soll ein Sockel entstehen, der ohne Lot zusammen gefügt wird. Die Technik findet sich ähnlich im Handwerk bei der Herstellung Blechfensterbänken.

Ich möchte den Prozess der Blechbearbeitung detailliert zeigen.

Zunächst muss die Abwicklung exakt aufgezeichnet werden.



Das Material wird zugeschnitten.



Das Blech wird geprägt. Es muss nicht so genau werden, es soll ja sozusagen ein Musterstück entstehen.



Es erfolgen verschiedene Kantungen. Wichtig ist, alle Vorgänge in Zwischenschritten auszuführen. Niemals eine Kantung komplett ausführen.



Es geht auch ohne Maschinen, hier mit einer Deckzange,



oder in Handarbeit.



Gut ist es, wenn sich verschiedene Zangen in der Werkstatt finden.



Morgen wird noch ein wenig zurecht geklopft und der Sockel ist formschlüssig fertig, ohne zu löten.



Herzliche Grüße
Heinz

Hallo,

das Industriezeitalter hat begonnen. Die Industrialisierung der Eisenbahnlandschaft schreitet voran. Eine erste Betriebsstätte steht kurz vor der Fertigstellung.

Der Fabrikant möchte noch Änderungen. Darüber streiten Architekt und Bauunternehmer.



Der Fabrikant bemängelt die kleinen Schiebetüren, da müsse man wohl den Kopf einziehen. Der Architekt hält dem Bauunternehmer die Pläne vor und dieser sagt, das müsse so sein. Es wäre eine Frage der Perspektive.



Die Werkstätte sähe so viel größer aus und alle Menschen wären beeindruckt, der Fabrikant könne stolz sein. Es ging noch weiter um die Schiebetüren, sie sähen zu einfach aus. Der Bauunternehmer ist bereit, nachzubessern. Schließlich soll eine ganze Fabrik mit vielen Gebäuden entstehen.



Der Disput dauerte nicht lange und alle waren sehr zufrieden.







Später trafen sich alle dann zum Bier.



Der Fabrikant trank Champagner, der Architekt Weißwein und der Bauunternehmer ein Bier. Nach dem dritten Bier wurde der Bauunternehmer vollmundig. Er lobte den Bau und besonders, dass lediglich Weißblech und bleifreies Lot zugekauft wurden. Alles ist in reiner Handarbeit hergestellt. Nach dem fünften Bier fügte er noch hinzu, die Feinmechaniker Schmiede sieht erst gut aus, nachdem sie mit Spirituslack und natürlichen Pigmenten gestrichen ist. Wobei der letzte Satz nur noch schwer zu verstehen war.

Über die Bekömmlichkeit des Champagners ist nichts bekannt.

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

wie immer eine super Arbeit, versehen mit tollen Ideen....!

Frage, wenn du dünnere Drähte zum Konturpressen nähmest, und gleichzeitig eine Gegenmatrize, also
das Negativ, basteln könntest, würden damit die Konturen feiner und ausgeprägter...?

Der Kamin kann doch auch an der Seite stehen für ein Industriegebäude, Wilesco z.B. ?

Bin gespannt wie es weitergeht....

mit GRüssen Georg

Heinz, ich habe 3 mm PVC-Platten hier stehen, genug um abzugeben, ich war nicht zimperlich im Einkauf. Gegen Porto sende ich Muster zum probieren.

Da Georg den Reigen der Kritik in der Sache eröffnet hat....du weißt ja, dass man immer gern mitdenkt.

Ich fänd es stilistisch besser, wenn die Proportionen zwischen Steinen und Wellblech besser passen würden. Jetzt ist die Steinprägung etwas zu grob im Verhältnis zum recht feinen Wellblech. Dreieinhalb Steine reichen für eine Türhöhe..... Im ersten Entwurf sah das auch alles nicht nach einem gedacht zweistöckigen Haus aus, so wie es nun geworden ist. Nun wirken die Steine (zu) grob.

Wenn Du eine Schmiede bauen willst ... sind da Schiebetüren richtig? Die werden nie dicht, das zieht in der warmen Schmiede im Winter. Schiebetüren verorte ich im Bereich Lagerei, Wellblechtüren passen eher zu einer Wellblechhütte. Schmieden haben auch kaum große Fenster, in der Schmiede ist es dunkel und dreckig, damit man das rote Eisen sieht, wer soll da Fenster putzen?

Hallo zusammen,

möglicherweise mögen die geprägten Mauersteine etwas groß erscheinen?
Es gibt durchaus Gebäude aus der Gründerzeit, bei denen z.B. an den Ecken deutlich größere Steine,
oder auch durch Verputzung gestaltet, eine solche Optik dargestellt ist.

und, da ja Tinplate - Illusion - im Zusammanspiel mit der Farbe, die noch fehlt, vieles möglich ist.

Grüße Michael

Moin. Schiebetüre paßt zur Schmiede. Im Winter mußte ein Pferd auch mal rein, wenn das Wetter zu sauig war. Auch waren manchmal größere Geräte zu richten und zu reparieren.
Fenster dürfen auch groß sein, aber immer aus ganz vielen kleinen Scheiben zusammengesetzt. In einer Schmiede platzt auch gerne mal ein kleines Metallstück bei der Bearbeitung ab und fliegt mit Schwung durch die Gegend. Große Scheiben wären da zu teuer. Bei den Werkstattfenstern aus "tausend" kleinen Teilen war das nicht ganz so schlimm. Und in einer noch richtig in Betrieb befindlichen Schmiede wird sich immer iwo eine kaputte Scheibe finden. Das darf auch gerne nachgebildet werden, weil es so dazu gehört.

Hallo,

Industriebauten um 1900 sieht man die Funktion meist nicht an. Oft sehen sie ähnlich aus wie normale Wohnhäuser. Das ist auch die Herausforderung beim Bau eine Tinplate-Fabrik-Anlage. Es müssen Gestaltungsmerkmale der Industriearchitektur aus der Zeit gefunden werden. Diese können nicht eins zu eins umgesetzt werden. Die Gebäude können nicht skaliert werden, sie müssen stilisiert werden. Als Stilmittel für meine erste kleine Werkstatt wählte ich die verstärkten Ecken und hoch gesetzte Fenster, große Türöffnungen, ansatzweise eine Fabrikmauer, Blech Giebelverkleidung sowie ein Blechdach.

Hoch gesetzte Fenster sind nicht unbedingt ein Hinweis auf mehrstöckige Industriegebäude. Hoch gesetzte Fenster bieten Schutz vor Einbruch und die Arbeiter sehen nicht, wie hübsche Mädchen vorbei gehen. Außerdem sind sie vor Beschädigung geschützt. Hoch gesetzte Fenster sind recht häufig bei Fabrikgebäuden anzutreffen.

@Georg: Tatsächlich lassen sich Prägungen präziser mit Patrize und Matrize herstellen. Sie werden üblicherweise in wochenlanger Handarbeit in der Werkzeugmacherei hergestellt. Das kann ich natürlich nicht leisten. Außerdem werden sehr große Stanzen und Pressen benötigt. Meine 12-Tonnen-Werkstattpresse kommt schnell an ihre Grenzen. Ein Beispiel einer Prägearbeit, welche mit Matritze hergestellt wurde ist Bild 4 #39. Die Prägung der Türen ist feiner und der Knauf in der Mitte ist fein abgebildet.

Ein weiteres Beispiel ist der Mauersockel vom Leuchtturm Roter Sand. [Eigenbau] Roter Sand - Leuchtturm in Spur 0



Der Mauersockel zeigt das Maximum, das ich derzeit erreichen kann.

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo,

ich muss zugeben, ich hatte keinen Plan, wozu das recht kleine Gebäude gut sein soll. Erst als es fertig gestellt war, kam mir Schmiede in den Sinn. Die Industrielle Revolution ist bereits im Gange. Es ist keine Dorfschmiede, sondern eine Schmiede, in der ein Dampfhammer eingesetzt wird.

Hallo,

heute wurde lackiert. Zunächst erfolgte eine farblose Grundierung.



Es ist bereits zu kalt für den Spirituslack und daher muss das Werkstück in den Trockenofen.*



Der Trockenofen besteht aus einem Innenraum-Gasheizer und einer Trockenkammer aus Blech. Die Temperatur ist auf 50 Grad eingestellt und der Lack trocknet recht gut in einer halben Stunde.

Nun wird farbiger Spirituslack hergestellt. Pigment wird mit Leinöl vermengt. Es soll eine recht große Menge erzeugt werden. Daher kann man unbesorgt sich dem Mischungsverhältnis annähern.



Sehr deutlich erkennbar ist, wie sich das Pulver ohne Zutun nicht mit dem Öl verbindet.



Etwa 80 ml Farbsubstanz ist entstanden, womit ein Spirituslack hergestellt wird.



Ungeduld ist mein größter Gegenspieler. Natürlich habe ich den Lack zu dick aufgesprüht und es gab fette Laufnasen.



Diese habe ich mit Spiritus besprüht und weg gewischt.

So soll es aussehen, wenn dünn gesprüht und die Trocknung abgewartet wird.



Das ist aber alles kein Problem, wenn mit Spirituslack gearbeitet wird. Es muss nicht so genau sein. Das gibt sich schon.

Herzliche Grüße
Heinz

*Nachtrag: Spirituslack trübt beim Auftrag zunächst ein, klart aber dann beim Trocknen.

Hallo,

nachdem die Düse der Spritzpistole manuell verändert wurde, konnte ein besserer Farbauftrag erzielt werden. Es ist ja schon so einiges, was benötigt wird, um mit Spiritusfarben zu arbeiten. Ein Blick in meine Lackierecke.



Die Grundierung ist aufgebracht, es kommt der künstlerische Teil. Die Schmiede soll nach Arbeit aussehen. Dabei möchte ich Farbverlauf als klassisches Stilmittel anwenden.



Spirituslack ist sehr fotogen. In Wirklichkeit erscheint das Gebäude dunkler. Ein erster Einduck entsteht, wie die Schmiede aussehen könnte.



Spirituslack entwickelt unglaubliche Farbtiefe und Glanzgrad. Es ist eine große Freude, die Ergebnisse zu sehen. Die wahre Schönheit zeigt sich nach dem Aufbringen des Klarlacks. Ob es gelingen wird, der Farbenpracht der alten Blechspielsachen nahe zu kommen?

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo,

heute wurde ich gefragt, warum ich mir das antue. Mit der alten Farbe. Es gibt da eine klare Antwort:

1. Weil ich ich Kunstharzfarben nicht vertrage. Da reagiere ich stark allergisch.
2. Weil ich keine ruhige Hand habe. Das verstärkt sich ungemein durch die Angst, es zu verderben.
3. Weil ich mit Spirituslack, den ich selbst herstelle, die Kontrolle habe und das nimmt mir einen Teil der Angst.
4. Weil ich, obgleich ich Jahrzehnte lang als bildender Berufskünstler gearbeitet habe, fest daran glaube, nicht malen zu können.
5. Weil es einfach Spaß macht und fanatisch aussieht.
6. Weil ich schlecht im Rechnen bin ;O)

So ging es heute weiter.



Ganz so hell sind die Glanzlichter nicht, dafür die Schatten unter den Steinen dunkler. Ich habe ohne Blitz fotografiert doch die Glanzlichter sind viel heller als mit dem Auge betrachtet.

Hier mit Blitz.



Die Glanzlichter auf den Steinen sind in Wirklichkeit cremefarbig, grau. Es gibt Schattenfugen, die auf dem Foto schwer erkennbar sind. Morgen versuche ich es mal im Sonnenlicht.

Das Blech wird tatsächlich bemalt. Wenn etwas nicht gefällt, kann es verändert, übermalt werden.

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo,

es gibt eine gute Nachricht und eine schlechte. Die weniger gute Nachricht ist, dem Hausmeister wurde gekündigt. Zuviel Unkraut. Und überhaupt schwirren überall Stechbienen herum.



Die gute Nachricht ist, er hat jetzt eine Stelle im Industriepark, Abteilung Nachhaltigkeit. Er war ja zuvor Holzbauer und kannte Nachhaltigkeit. Nur soviel Holz schlagen, wie auch wieder nachwächst.

Auf jeden Fall macht es sich gut, wenn einige Pflanzen das Auge erfreuen. Die perfekte Lackschicht des Blechdachs hat mir nicht gefallen und ich habe die Perfektion gestört. Das gelingt mit Spirituslack gut, denn er kann immer wieder angelöst werden.



Insgesamt sieht die Schmiede aus wie eine Zuckerstange, so satt glänzt sie.

Herzliche Grüße
Heinz

Info: Bitte beachtet auch den Hauptartikel [Eigenbau] Industrielandschaft in Spur 0