Farb- und Lackarbeiten » [Airbrush] Vorrichtungen und Ausführung

Welche Farbe?
Als wir mit Wasserfarben zu malen begannen, haben wir uns einige Dinge eingeprägt, die bei anderen Verfahren gar nicht gelten. So zum Beispiel, dass eine zu lackierende Fläche eben liegen muss. Dann wären die meisten Wände, Gartenzäune und Geländer überhaupt nicht streichbar. Wer's richtig gelernt hat, könnte das sogar mit Wasserfarben - macht aber keinen Sinn wegen der Wasserlöslichkeit. Acrylfarben sind ja auch wasserverdünnbar? Ja, aber nur, solange sie nicht getrocknet sind. Danach sind sie wasserfest. Mit Dispersionsfarben ist es genauso. Und mit richtiger Verdünnung kann man ganz wunderbar senkrechte Flächen streichen. Aber kann man damit auch Airbrushen? Und schon gehen die Probleme los.

Natürlich gibt es längst Acrylfarben, die zum Airbrushen geeignet sind. Allerdings sind die i.a.R. nicht im Baumarkt erhältlich. Was man dort kaufen kann, ist von so fragwürdiger Qualität, dass man sich eine feine Airbrush höchstens ruinieren kann. Hersteller, deren Produkte Freude bereiten, sind z.B. Vallejo, Floquil oder Gunze Sangyo.
Es sind die Feststoffe, die in einer airbrush-fähigen Farbe extrem fein sein müssen, um nicht in der Düse zu verklumpen. Das ist allgemeingültig - auch bei lösungsmittelhaltigen Lacken. Deshalb besser erst mal lesen, was draufsteht. Wenn von Spritzverarbeitung nichts erwähnt wird, ist davon abzuraten!
Und dann gibt es natürlich Lackspraydosen. Muss man mögen.
Am besten besorgt man sich einen zum Lack passenden Klarlack gleich mit. Mattlacke in Glanzlacke zu verwandeln, ist nur eine Zauberkraft eines Klarlacks. Auch zum Schutz von Zierlinien und Nassschiebebildern sind Klarlacke wichtig. Einen glänzenden, einen seidenmatten und einen matten Klarlack hat jede gute Lackierwerkstatt stets griffbereit.

Welche Verdünnung?
So. Farbe hamwa. Und was ist sie richtige Verdünnung? Welche Verdünnungsmittel sich eignen, steht üblicherweise auf der Verpackung des Lacks oder auf der Webseite des Herstellers. Natürlich wollen sie alle ihren eigenen Verdünner verkaufen. Kann man machen, um nicht nachdenken zu müssen. Wer gerne spart, riecht am Lack und schlussfolgert:
a) reicht kaum - könnte Wasserverdünnbar sein
b) riecht stark nach Chemie - könnte Nitroverdünnung oder Terpentin enthalten
c) riecht alkoholisch - könnte Spiritus oder Isopropanol als Verdünnung nutzen
Da lohnt es sich, zu testen, wenn man sich dauerhaft auf ein Farbsystem einlassen möchte. Man trinkt drei Bier und nutzt die Kronkorken, um darin Farbe und Verdünnung 1:1 zu mischen.
Löst sich die Farbe anständig auf, ist das schon die halbe Miete. Dann lässt man das Gemisch auftrocknen. Bleibt es nach 10 Stunden klebrig, war das nix. Ein geeigneter Verdünner hat sich nach 8 Stunden vollständig aus dem Lack verflüchtigt. Es kann auch viel schneller sein. Das trifft hauptsächlich auf Nitro- und Spirituslacke zu.
Für eine Spritzlackierung muss der Lack dünner sein, als er angeliefert wird, wenn er streichfertig eingestellt ist. Ein Drittel Verdünnung, zwei Drittel streichfähiger Lack funktioniert in der Regel gut. Wenn man Einwegpipetten nutzt, kann man damit durch Verwirbelung im Becher der Airbrush für ordentliche Durchmischung sorgen. Aber so weit sind wir noch gar nicht.

Lackierkabine vorbereiten
Eine Airbrush erzeugt Luftverwirbelungen. Ganz toll, wenn alles ringsumher staubig ist. Klebt hinterher alles im Lack. Also für Staubfreiheit sorgen. Sagt sich so leicht. Ein einfacher Trick ist ein Duschvorhang, mit dem man sich einen Raum für Lackarbeiten abtrennt. Das muss nicht luftdicht sein. denn mit einer Blumenspritze und einem ollen Ventilator kann man den abgetrennten Raum reinigen. Einfach den Duschvorhang befeuchten und mit dem Ventilator für einen rotierenden Luftstrom sorgen. Schon nach fünf Minuten hat sich in einem vier Quadratmeter großen Raum der Staub an den Wassertröpfchen angelagert.
Dann ist da noch das Problem mit dem Feinstaub, den die Lunge genauso wie der Duschvorhang einfängt. Also greift man entweder zu einer Gasmaske oder zu einem Abluftfilter. Die einfachste selber baubare Lösung sind zwei große PC-Lüfter, vor die man eine Lage Vlies tackert. den Test kann man mit einer Zigarette machen. Geht der Rauch in den Filter, wenn man ihn anpustet, reicht die Leistung der Lüfter aus und der Filter ist nicht zu dicht. Schaumstoff geht übrigens nicht gut.
Falls man sich für eine Abluftabsaugung entschließt, muss man auch wissen, wo die Luft herkommt, die nachströmen muss. Saugt man staubige Luft an, ist es doof.

Haltung bewahren
Nicht ganz unwichtig ist, wie das Objekt bewegt werden kann während des Lackierens. Sich die Pfoten einzusauen, ist nicht nur unbeliebt. Es ist auch gesundheitsschädlich, sich die Hände mit Lösungsmitteln zu reinigen. Handschuhe sind Pflicht. Es reichen einfache Gummihandschuhe.
Kann man ein Objekt in der Hand halten während des Lackierens? Ja, vielleicht. Aber dann ist es klebrig. Und wie legt man es dann aus der Hand? Genau. Das ist das Kunststück. Oft kann man einen Stock benutzen, den man mit billigem Klebeband umwickelt, bis das zu lackierende Objekt darauf gesteckt werden kann und stramm sitzt. Lokomotivgehäuse kann man so fixieren.
Will man ein PKW-Gehäuse lackieren, kann man den Stock auch mit Pattex von innen ans Dach kleben. Oft können Klemmzangen dienlich sein. Mehrere davon aneinander geklemmt, können ein regelrechtes Stativ ergeben. Wichtig ist jedoch, das Objekt in alle Richtungen schwenken zu können während des Lackierens, ohne dass die Fixierung einen Sprühschatten erzeugt.

Effizient spritzlackieren
Das zu besprühende Objekt hält man in der Handschuhhand vor die Abluftabsaugung. In der anderen Hand hält man die Airbrush oder Spraydose - möglichst so, dass der Sprühstrahl ständig in etwa der gleichen Richtung verläuft. Die Akrobatik macht die Hand, die das Objekt dreht.
Nun beginnt man mit den Stellen, die schwer Farbe abbekommen. Bei einem PKW sind das z.B. die Innenbögen der Kotflügel und die Unterseite der Dachkante. Bei einem Dampfokgehäuse sind es die Übergänge vom Umlauf zum Kessel und zu den Wasserkästen bzw. dem Führerhaus. An solchen Stellen kann sich ein Luftpolster bilden, das Farbpartikel abweist. Man bläst solche Stellen möglichst nicht mittig, sondern leicht seitlich versetzt an. Eine Minute Pause kann helfen, damit dieser erste Farbauftrag etwas anziehen kann. Jetzt wird auch schon erkennbar, warum ein Drehteller nicht die gleichen Dienste leistet.
Anschließend sprüht man das Objekt diagonal aus allen vier Richtungen von unten an, um das gleiche gleich danach von oben zu tun. Wer es kann, ist jetzt schon fertig. Meist muss man dann aber doch noch überprüfen, ob die großen Flächen gleichmäßig Farbe abbekommen haben. Alles, was noch eine Orangenhaut oder hässliche Sprühnebel aufweist, bekommt noch eine Lage verpasst. Wenn es keine Rotznasen gibt, ist alles geglückt.

Trocknung
Das frisch lackierte Dingens braucht jetzt Ruhe. Außer, man hat doch etwas zu viel Farbe draufgerotzt, dann schwenkt man das Teil vor einer Wärmequelle - einer Strahlerlampe zum Beispiel. In begrenztem Umfang kann man Farbtropfen daran hindern, in die falsche Richtung zu laufen. Üblicherweise bildet sich an der Oberfläche schnell eine Spannung, die ein weiteres Verlaufen der Farbe verhindern hilft.