[Distler] - Spur 00 aus den 1920er Jahren

In Gaggenau 2015 sahen mein lieber Freund Gideon Bachmann und ich Fragmente einer Distler Hochbahn in Spur 00. Spontan entstand die Idee, unser beider Material zu der Distler Bahn zusammen zu tun und eine kleine Ausstellungsanlage zu bauen.

Gesagt - getan! Gideon schickte mir seine Hochbahn, eine Menge Schienen, Loks und Waggons. Ich steuerte eine weiter Lok mit Waggons, Gebäude, Tunnel und Hintergrund bei und baute die Platte. Die nachfolgenden Bilder zeigen den Stand der Dinge. Das schöne Hintergrund-Panorama ist ein Würfelspiel aus dem Nachlass meiner Mutter (*1921), also zeitlich genau passend. Aus der selben Quelle sind die erzgebirgischen Holzhäuser. Mittlerweile habe ich auch noch Bäume in Zinn aus der Zeit gefunden. Es ist mir auch gelungen, aus einem Bing Tischbahn Signal das in der Katalogkopie gezeigte Signal nachzubauen. Bäume und Signal sind noch nicht auf den Bildern, folgen aber noch nach. Rätselhaft ist der niedrige Durchgang mit der englischen Aufschrift "Escalator to Bakerloo". Dieses Gebäude hat an den Seiten je einen Zeitungsladen, der in der Lithographie dem Distler Kiosk aus Spur 0 unglaublich ähnlich sieht.

Die kleine Platte wird ihr Debüt in diesem Herbst in Berlin feiern. In der GHO findet ja wieder die Trix Ausstellung statt. Distler passt hervorragend zum Thema:

1895 gründete Johann DISTLER in Nürnberg eine Firma für Metallspielzeug. Die Firma stellte hauptsächlich Pennytoys her und wuchs rasch. Der erste Weltkrieg wurde überstanden, 1936 übernahm jedoch Ernst Völk die Firma aus dem jüdischen Vorbesitz. Voelk kaufte 1938 TRIX hinzu und gliederte die Herstellung des Spielzeuges in zwei Bereiche. Im Premiumbereich agierte Trix, während Distler im Billigbereich verblieb.
Auch der zweite Weltkrieg wurde überstanden. in den 1950er Jahren boomte der Bau und Vertrieb von Spielzeugautos, das H0-Eisenbahnsegment kränkelte. 1962 wurde der Betrieb eingestellt, Werkzeuge und Firmennamen nach Belgien verkauft. Dort wurde unter dem Namen DISTLERTOY produziert.

















Freundliche Grüße von Claudia

Zu den Gebäuden ist noch anzumerken:

- Der kleine Haltepunkt ist von Issmayer und unvollständig. Der Distler Haltepunkt fehlt mir noch.
- Die Garage ist von Georg Fischer.
- Die Tankstelle ist von Fischer (?) oder Distler (?). Sie ist nicht gemarkt.
- Die Distler Bahnhöfe wurden mit und ohne seitliche Rampen ausgeliefert, sind jedoch als Gebäude identisch.
- Der "Escalator to Bakerloo" besitzt keine Markung. Die seitliche Litho ist aber sehr ähnlich zu Distler Spur 0.

Freundliche Grüße von Claudia

Danke, Patrick!

Mit den Schienenklammern bin ich noch gar nicht zufrieden. Habe sie aus einem alten Stück Alublech ausgeschnitten - krumm und schief, denn erstmal zur Probe, ob es funktioniert. Tut es! Nun noch einmal etwas genauer schneiden und die gelbe Farbe mehr zu Ocker abtönen....dann wird's schon werden.

Das Grün ist - ehrlich gesagt - scheußlich! Es ist historisch nicht stimmig. Ersten spielte man mit der Tischbahn auf einer Tischdecke, wie uns die vielen Deckelbilder aus der Zeit zeigen. Zweitens hat das damalige Verkehrskonzept einer Hochbahn ja dazu gedient, raren und teuren Bauplatz in den Städten besser zu nutzen. Auf einer grünen Wiese hat eine Hochbahn auch 1920 nicht gestanden!
Außerdem schluckt das Grün viel Licht, so dass die Exponate schlecht zu sehen sind. Insbesondere, als die Böschungsgleise ja selber im unteren Bereich grün sind und sich nun schlecht vom Untergrund abheben.

Habe mich aber auf besonderen Wunsch - sine qua non - meines Freundes Gideon zu Grün durchgerungen und dabei bleibt es nun!

Freundliche Grüße von Claudia

Es war eine Rolle BUSCH "Blumenwiese" aus vergangenen Modellbau-Tagen....

Deine Fragen zur Betriebssicherheit sind schwer zu beantworten, Dieter!

Die Uhrwerke laufen recht gut und lange. Zieht man sie aber tüchtig auf für einen langen Lauf, so rasen die Loks davon und stürzen ab. Die Kurven sind ja nicht überhöht, so dass sich die Zentrifugalkraft frei entfalten kann!
Distler ist auch damals schon ein Billigspielzeug gewesen. In Form und Farbe sehr an die BING Tischbahn angelehnt, ist die Distler Bahn doch wesentlich leichter und flatteriger im Blech.

Das führt dazu, dass die Waggons ganz schlechte Laufeigenschaften haben - kleine Räder, hoher Schwerpunkt, unpräzise Haken-/Oesenkupplungen. Die Laufeigenschaften der Waggons kann man wesentlich verbessern, indem man die Replik-Achsen und -räder von Ton Jongen einbaut. Aber dann ist es eben nicht mehr original...

Die Pylone der Hochbahn sind ohne feste Verschraubung auf der Platte wirklich gar nicht nutzbar. Sie sind so leicht und dünn, dass der ganze Bau schwankt, wie ein Blatt im Winde... Die Gleise werden oben auf den Pylonen in Blechprofile eingeklickt. Diese Profile sind aber ganz gerade und tragen gebogenen Gleisen keine Rechnung. Also springen die Gleise oft aus den Führungen wieder heraus.

Dazu kommt noch, dass die Böschungsgleise aus dünnem Blech sind und sich leicht verwerfen. Der Spielspaß ist also getrübt und erfordert dauerndes Herumhantieren an der Anlage. Kein Wunder, dass zu anderen Tischbahnen hier vergleichsweise wenige Anlagen überlebt haben und vor allem die Loks oft recht ramponiert sind.

Freundliche Grüße von Claudia

Lieber Klaus!

Sehen wir uns in Ansbach zum BUB Treffen und/oder in Berlin im Herbst? Ich würde mich freuen!

Hier weitere Infos zum Thema Hochbahn/Untergrundbahn.
Das ursprüngliche Konzept dieser Bahnen ist um die Jahrhundertwende zu 1900 entstanden. Infolge der industriellen Revolution zogen damals viele Menschen vom Land in die Städte. Es entstanden das Industrieproletariat und die großen Metropolen. Dort wurde der Grund und Boden knapp. Zu knapp, um die Stadtbahnen und Pferdeomnibusse weiterhin auf potentiellem Baugrund fahren zu lassen. Was tun?

Ein modernes Verkehrskonzept für die ständig steigenden Einwohnerzahlen verlegte die Bahnen nach oben und unten. Es entstanden Hoch- und Untergrundbahnen - oft beide Systeme in einer Bahn kombiniert. Nach London 1863 (Underground!), Budapest und Glasgow 1896, Paris 1900 (Metro!) war meine Heimatstadt Hamburg 1911 (Hochbahn!) die fünfte Metropole, die eine solche Bahn erbaute. Die Idee boomte!

Spielzeug spiegelt auch immer Zeitgeist - egal, wann es hergestellt wurde. Historisches Spielzeug ist daher eine interessante Quelle, den gesellschaftlichen Umständen seiner Entstehungszeit nachzuspüren.

Die Distler Hochbahn wurde Mitte der 1920er Jahre auf den Markt gebracht, nachdem dasselbe System schon als ebenerdige Bahn bestand. Nun wurden einfach die schon vorher marktgängigen Gleise auf Pylonen befestigt und die gleichen Loks und Waggons verwendet - fertig! Ziemlich wackelig das Ganze aber passend zum damaligen Tischbahn-Konzept. Spielzeug, das zwischen Mittagessen und Teestunde mal rasch auf dem Eßtisch aufgebaut wurde und danach wieder in der Schachtel verschwand.

Die Deckelbilder vieler Schachteln verschiedener Hersteller aus der Zeit zeigen uns das heute noch. Hübsch anzusehen, aber nicht immer mehr umzusetzen!

Freundliche Grüße,
Claudia

Hallo, Eckhard!

Das wußte ich noch gar nicht. Meine Kenntnisse stammen noch aus dem "Heimatkunde-Unterricht" meiner Grundschulzeiten vor knapp 60 Jahren! Da muß ich mich ja jetzt schleunigst korrigieren , was ich hiermit auch gerne tue!
Wir rücken also die Hamburger Hochbahn ein Stück nach hinten.

Freundliche Grüße von Claudia

Zum "Escalator to Bakerloo":

Habe herausgefunden, dass dieser Eingang zur Untergrundbahn ein äußerst rares Distler-Stück ist. Ursprünglich gehörte es zu einer Strassenbahn-Komplettanlage, die bisher nur ein einziges Mal gefunden wurde. Es gibt Fotos davon, die aber urheberrechtlich geschützt sind.
Ihr findet sie in der "Datenbank für altes Spielzeug" unter dem Suchbegriff DISTLER SPIELZEUG TIMES SQUARE VERKEHRSSPIELZEUG MIT UHRWERK, LITHOGRAFIERT. D
Dort hat dieser Abgang ein Schild "Times Square" auf dem Dach und statt "Bakerloo" steht "Subway" auf dem weißen Schild über den Türen.

Zur kleinen Tankstelle:
Diese ist tatsächlich von Distler.

Freundliche Grüße von Claudia

Ja, das ist wunderhübsch, Dieter!

Mir ist aus der Firmengeschichte von Distler nichts bekannt, das um 1920 explizit für den Export nach USA hergestellt wurde. Daher halte ich Deine Einschätzung einer Stempel-Aufschrift für stichhaltig. Die Aufschriften über den Türen sind ja neutral.
Alledings sind die Werbeaufschriften und -plakate auf den Strassenbahndepots typisch englisch. Da hat man ja offensichtlich nichts amerikanisieren können/wollen.

Wir können also nur mutmaßen, denn außer der Bahn, die in der Datensammlung gezeigt wird, ist bisher kein weiteres Stück aufgetaucht. Ich frage mich daher, wo wohl die Teile abgeblieben sind, die zu meinem Abgang gehörten. Den Bakerloo Abgang habe ich vor mindestens 5 Jahren mal im ebay.uk gefunden und für ganz kleines Geld geschossen.

Freundliche Grüße von Claudia

Das Interesse an der DISTLER Hochbahn ist neu erwacht! Der Grund dafür ist wohl diese kleine Anlage, die ich aus Teilen der Sammlungen von Gideon Bachmann und mir gebaut habe.

Ton Jongen aus Kerkrade bietet nun an, die zugehörigen Pfeiler als Repliken wieder neu aufzulegen.
Die Pfeiler würden aus stabilem Messingblech gestanzt werden. Zu dem Gitterstück würden auch je ein Sockel und ein oberes Tragblech für die Gleise mitgeliefert. Auch die Sockel für den Treppenaufgang würden gefertigt werden. Wahlweise könnten die Sockel montiert oder unmontiert - zur Lackierung - geliefert werden.

Bei Bedarf könnte auch die gesamte Konstruktion des Hochbahnhofes als Replik hergestellt werden.

Nun werden Interessenten gesucht, die solche Teile bestellen möchten. Es lohnt nicht, die Stanzen für Einzelteile einzurichten. Eine Kleinserie sollte es schon werden.
Ich habe aus Gideons Pfeilern ein Oval aufgebaut - zwei Halbkreise und je zwei Geraden auf jeder Längsseite. Dafür sind 14 Pfeiler vonnöten, plus zwei Pfeiler für den Bahnhof.

Ton und ich haben heute morgen am Telefon kalkuliert: Der Einzelpreis pro Pfeiler wird knapp unter 20 Euro liegen. Ein Set 14 + 2 wäre für 300 Euro zu haben.
Ich habe mich für das Set 14 + 2 auf die Liste der Besteller setzen lassen. Wer von Euch auch Interesse hat, setzt sich entweder mit mir oder direkt mit Ton in Verbindung:

Anton Jongen, Kipstraat 3, NL - 6461 Kerkrade, Tel. 0031 - 45 - 54 633 79, Email trixexpress@hetnet.nl . Ton spricht ausgezeichnet Deutsch!

Freundliche Grüße von Claudia

Das ist eine tolle Idee, Dieter!
Aber - woher bekomme ich solche Häuser??
Freundliche Grüße von Claudia

Dank an Botho und Ypsilon für die Hinweise auf ERGA!
Ich habe auch in der Bucht schon mal unter "Kartonmodellbau" nachgeschaut. Da findet sich einiges.
Habe leider im Moment zu wenig Zeit, um eine neue Baustelle aufzumachen... Für den kommenden Winter sicherlich ein schönes Bastelwerk!
Freundliche Grüße von Claudia

Ton Jongen hat im Ebay das Angebot einer kompletten DISTLER Strassenbahn mit der Bakerloo-Station gefunden. Das ist eine Sensation! Es ist bisher noch kein komplettes Exemplar dieser Bahn bekannt...

Ebay 141 665 311 717







Freundliche Grüße von Claudia