Wer kennt diesen Motor? Bub? Bing? Niedrigvolt (4-6V)? --> geklärt, es ist ein früher Bing Motor (modifiziert)

Habe eine Bassett-Lowke bekommen, nicht teuer, weil etwas verbastelt (z.B. angeklebter Plastik-Kamin). Verbaut ist der in den folgenden Bildern gezeigte Motor. Er läuft, wird aber bald sehr warm. Ich scheue mich nicht, bei dieser Lok einen modernen Motor einzubauen, da der vorhandene sowieso nicht original ist. Aber ich hätte schon gerne gewusst, wer der Hersteller des Motors ist.
Oben rechts aus der Platine schaut ein kleiner schwarzer Kasten, ein moderner Gleichrichter. Die auf das Gleis hin zeigende Hülse für Kohle und Andruckfeder erinnert an Bing. Die Platine hat viele nicht benutzte Bohrungen, daher ein Eigenbau/Umbau? Was mir seltsam vorkommt: der Feldmagnet hat zwei Wicklungen (!?).Wer kann etwas dazu sagen?
Viele Grüße
Karl

Der Motor ist von vor dem 1.WK, wohingegen der KB Schleifer von ca. 1935 ist. Der KB Schleifer muss daher nachträglich bei einer Revision des Motors angebracht worden sein. Die frühen Motoren von Bub hatten außerdem einen Scheibenkollektor und keinen Trommelkollektor.

Das ist also kein Motor von Karl Bub. Die Bürstenaufnahme sieht eher wie bei Bing um 1912 oder Carette um 1910 aus. Von Bing ist der Motor aber wahrscheinlich nicht, denn bei den Bing Motoren mit Trommelkollektor ist das Getriebe anders aufgebaut.

Zitat von snroettg im Beitrag #3

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Die Bürstenaufnahme sieht eher wie bei Bing um 1912 oder Carette um 1910 aus.

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Inzwischen denke ich, es ist ein Eigenbau unter Verwendung aller möglichen Teile. Bürstenaufnahmen von Bing/Carette, Schleifer von BUB, zweite Wicklung am Feldmagneten angebracht (weil die erste nicht mehr funktionierte?), der moderne Gleichrichter ist garantiert eine Weile nach dem 2. Weltkrieg.
Viele Grüße
Karl

@Elaphos: Meinetwegen nicht ganz so früh vor dem 1.WK, aber dann doch zumindestens aus der Zeit, bevor die Lampenvorwiderstände abgeschafft wurden - also vor 1926. Danach kenne ich keinen Hersteller, der noch Trommelkollektoren verwendet hätte (zumindestens nicht bei den üblichen Verdächtigen Bing, Bub und Kraus). Die Verwendung eines Trommelkollektors ist schon ein Hinweis auf einen sehr frühen Motor - das wollte ich mit "vor dem 1.WK" ausdrücken. Es gab außerdem auch schon vor dem 1.WK ab ca. 1912 Motoren, die mit 20V liefen. Die Dicke des Drahtes ist daher kein verläßliches Indiz.

Zitat von elaphos im Beitrag #2

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kann ich nur vermuten, dass es sich um einen Wechselstrommotor handelt, der auf Gleichstrom umgebaut wurde.
Grüße von elaphos

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Ab 1926 hatten weder Bing, Bub, Kraus oder Märklin Trommelkollektoren mit einem gegensätzlich angeordneten Bürstenschacht sondern ausschließlich Scheibenkollektoren. Das gilt sowohl für Spur 0 als auch Spur 1. Lediglich bei einigen billigeren 4V Motoren oder kleineren Spuren als Spur 0 wurde noch ein Trommelkollektor verbaut. Diese Motoren hatten dann aber meistens einfache Zungenschleifer (z.B. bei Bub Nr. 2003 von 1931). Motoren mit Trommelkollektor und Bürstenschacht sind mir nach 1926 keine bekannt (bis auf den "Super-Motor" von Lionel für Standard Gauge, den es bis ca. 1932 gab)

PS @ Karl: Ja, der Motor hat so einige unbenutze Bohrlöcher und unstimmige Details, so dass er aus verschiedenen Teilen zusammengebaut sein dürfte.

Der Motor könnte eine Schwachstromvariante von dem obigen Starkstrommotor sein. Die Unterschiede sind aber schon deutlich bis auf die recht ähnliche Bürstenbrücke.

Ein weiteres Detail deutet aber auf ein sehr frühes Herstellungsdatum hin und untermauert die Vermutung Bing: Der Holzisolator in Bild 5 in #1. Diese imprägnierten Holzstücke gibt es bei sehr frühen Bing Motoren von ca. 1908-11.

Also Arbeitshypothese: Früher Schwachstrommotor von Bing von 1911 evtl. sogar früher mit ersetztem KB Schleifer. Wie wärs damit?

Damit wäre das wie bereits vermutet ein Motor von vor dem 1.WK, denn Holz als Isolator wurde nur in der ganz frühen Anfangszeit der Elerktromotorentwicklung benutzt und spätestens 1913 war damit bei Bing Schluss.

Zitat von snroettg im Beitrag #3

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Der KB Schleifer muss daher nachträglich bei einer Revision des Motors angebracht worden sein.

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Ja, der frühe Bing Starkstrommotor von 1912 hatte zwei Rollenschleifer, die mit jeweils einer Schraube auf dem Isolatorboden befestigt wurden.

Habe nochmal eine Bing Lok mit dem gleichen Motor bekommen. Die Platine ist nicht unnötig durchlöchert, er hat einen Permanentmagneten und somit auch keinen Gleichrichter (was sowieso Nachkrieg am zuerst erhaltenen Motor geändert wurde).
Eigentlich wäre mir die Bastelei mit dem wohl selbst gewickelten Feldmagneten und dem Gleichrichter egal, aber die Lok ist so nicht zu gebrauchen. Die Wicklung wird enorm heiß.
Was tun? Wenn ich einen passenden Permanentmagneten bekäme, könnte ich die Lok ein Stück weit in Richtung Originalzustand zurückbauen. Das wäre mir am Liebsten. Aber ich glaube, die Chance, einen solchen Magneten zu bekommen, ist gleich Null. Die Wicklung neu machen? Das hieße, viel zu experimentieren, dazu habe ich eigentlich keine Lust.

Hier die Fotos:

Die heutigen Neodym-Magneten sind doch in allen Größen zu bekommen. Man sieht schlecht was jetzt eingebaut ist. Das kann aber nicht das alte Hufeisen sein.

Schau doch mal nach einem alten Trix-Baukastenmotor. Da gab es auch Ausführungen für Wechselstrom mit Spule im Stator. Oder Hufeisen. Das könnte vielleicht passen.

Sonst hilft sicher das Neuwickeln mit modernem Draht viel.

Zitat von ypsilon im Beitrag #16

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Das kann aber nicht das alte Hufeisen sein

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Hier noch ein Detailbild. Man sieht das Blechpaket und 2 Feldwicklungen, unten über dem Schleifer sitzt noch eine dritte. Die Wicklung besteht aus stoffummanteltem Draht. Zwischen den einzelnen Lagen der Wicklung erkennt man Isolierpapier.

Das Feld sieht mit den feinen Blechen recht modern aus. Man kann schon davon ausgehen, dass der Umbauer wusste was er tut. Vielleicht hat er sich in der Drahtdicke vergriffen oder es ist ein Windungsschluss drin.

Du wirst durch Neuwickeln sicher nicht viel falsch machen können.

Habe den Motor gerade nochmal getestet. So ungefähr 15 Volt muss ich schon draufgeben, damit sich was rührt. Nach einer Minute fängt es an, brenzlig zu riechen. Alle 3 Wicklungen werden deutlich warm.

So langsam fange ich an, mich mit Neuwickeln anzufreunden. Kupferlackdraht wird im Internet häufig angeboten. Welche Stärke nehme ich am besten? Ist es sinnvoll, ebenfalls mehrere Spulen anzubringen (aus Platzgründen zwischen den Platinen)?
Viele Grüße
Karl

Eine dürfte genügen, wenn man sich manch schmale Spule von Märklin so ansieht. Mehr kannst du immer wickeln!

Hallo Karl,

Zitat von kablech im Beitrag #20

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So langsam fange ich an, mich mit Neuwickeln anzufreunden

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Jetzt habe ich das Blechpaket herausbekommen, ohne die Platinen zu trennen. Einer der Vorbesitzer hat sich viel Mühe gegeben mit den drei Wicklungen.



Eine Anmerkung am Rande: wenn ich so etwas zerlege, packe ich die Baugruppen mit den zugehörigen Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben, Distanzhülsen etc. in kleine Plastiktüten. Diese bekommt man ja immer, wenn man Teile bestellt. Manchmal vergeht doch ein längerer Zeitraum, bis man alles wieder zusammenmontiert.

Habe gerade einen Märklin (Nachbau-) Motor zum Vergleich da liegen: so eine Wicklung muss ich erst mal unterkriegen.